Wie bereite ich meinen Hund auf die Zuchtschau vor?
Ein Gastbeitrag von Jeff Martin, ins Deutsche von Christina Hammerer
Der Zweck einer Zuchtschau ist, den Gesundheitszustand und die Eignung des Hundes für die Zucht zu bewerten. Obwohl hierbei das Aussehen überwiegt, darf man nicht vergessen, dass ein sehr guter Formwert viel über die Leistungsfähigkeit in der Bewegung, insbesondere bei der Feldarbeit aussagt, was für einen Jagdhund absolut wesentlich ist.
Ein Grundsatz seit Beginn der züchterischen Entwicklung des Deutsch-Kurzhaar ist: „durch Leistung zum Typ”. Dies bedeutet, man sollte die Besten, die dem Standard am besten entsprechenden Hunde, die ihre Leistungsfähigkeit bei den Prüfungen unter Beweis gestellt haben, in der Zucht einsetzen.
Es liegt am Führer, den Hund so vorzubereiten und vorzustellen, dass eine korrekte Beurteilung möglich ist. Mit genügend Übung wird sich der Hund bestmöglich präsentieren. Der Hund muss dabei gesund und vital sein.
Die Vorbereitung für die Zuchtschau beginnt schon einige Monate vor dem Termin, und zwar von innen nach außen! Der Hund muss frei sein von sämtlichen Parasiten, wie Würmer oder Flöhe. Idealerweise sollte der Hund sauber sein, im Zwinger nicht im Schmutz wühlen können oder der prallen Sonne ausgesetzt sein. Beides schadet dem Haarkleid. In Bezug auf die Ernährung gilt auch beim Hund, er ist, was er isst. Ich persönlich bevorzuge ein hochwertiges Trockenfutter mit natürlichen Produkten wie pürierte Karotten, Spinat, Grünkohl etc. Ein Esslöffel Naturjoghurt oder Hüttenkäse ist ein guter Zusatz. Rohe Fleischknochen mehrmals wöchentlich schmirgeln den Zahnstein ab.
Im Zweifelsfall schaden kleine Dosen von Vitaminpräparaten nicht. Fischölpräparate mit einem hohen Anteil von Omega 3 Fettsäuren bringen Glanz ins Haarkleid.
Beim Hund muss das Gewicht unbedingt beachtet werden. Ein Hund in knochiger „Feldkondition“ sieht besser aus, wenn er ein paar Kilo mehr auf den Rippen hat. Es ist wie bei den Spitzenathleten, die mit ihrem sehr geringen Körperfettanteil nicht wirklich gut aussehen. Andererseits macht ein plumper, übergewichtiger Hund auch keinen vor Gesundheit strotzenden Eindruck. Vom Skelett dürfen maximal die letzten zwei Rippen erkennbar sein. Es liegt am Besitzer das Idealgewicht für den Hund zu ermitteln.
Zu Verbesserung der Muskulatur sollte ein mindestens 30-minütiger Spaziergang an der Leine mehrmals wöchentlich eingeplant werden. Wohlgemerkt, zur Verbesserung der Muskulatur beim Hund und Herrn.
Sowie man mit der speziellen Fütterung anfängt, muss auch mit der Pflege begonnen werden. Für die Fellpflege eignet sich meiner Erfahrung nach ein Bimsstein, wie er für die Fußpflege verwendet wird, am besten. Etwa jeden zweiten Tag bürste ich zuerst gegen den Strich und dann anders herum. Dabei wird der Winterflaum entfernt, und altes Haar sowie Hautschuppen fallen ab. Die Pflege wird beendet mit einer kräftigen Massage vom Kopf bis zur Rute. Dabei entwickelt der Hund mit der Zeit ein glänzendes Fell.
Als letzte Rettung für ein trockenes, fahles Haarkleid gibt es ein Produkt aus der Apotheke: Hot Oil. Nachdem der Hund gewachsen ist, reibt man dieses Produkt ins gesamte Haarkleid. Durch Einwickeln und Erwärmen erzielt man eine noch bessere Wirkung. Zum Schluss wird das Öl wieder abgewaschen, ggf. die Behandlung nach einer Woche wiederholen.
Der Hund sollte nur gewaschen werden, wenn es absolut nötig ist, da sonst der natürliche Säuremantel angegriffen wird. Vor einer Zuchtschau wasche ich den Hund mit einem natürlichen Shampoo, z. B. mit Teebaumöl. Danach glänzt das Fell und ist befreit von losen Schuppen.
Bei den Zuchtschauen werden zuerst die Rüden, dann die Hündinnen beurteilt. Die Jugendklasse macht den Anfang, danach kommt die jeweilige Altersklasse. Zu Beginn werden alle Hunde einer Klasse in den Ring gerufen. Der Richter lässt die Hunde solange im Kreis laufen bis er einen Überblick hat und seine erste Einstufung vorgenommen hat. Wenn viele Hunde in der Gruppe sind, kann das schon bedeuten, dass einige Runden gedreht werden müssen. Als Claus Kiefer einmal in Australien richtete, schied dabei bereits ein Drittel der Klasse aus. Die Besitzer dieser „Jagdhunde“ konnten nicht mehr und sind in der Vergangenheit wohl nur vom Hundeanhänger bis zum Ring gelaufen. Herr Kiefer war ratlos.
Vor der Einzelbewertung werden die Identität, die Zähne und das Gebiss überprüft, die Augen inspiziert, das Stockmaß ermittelt, und bei den Rüden die Hoden kontrolliert. Das klingt einfach, ist aber erstaunlich, wie unvorbereitet manche Hunde vorgestellt werden. Tragisch, was sich da schon abgespielt hat. Es bedarf keinen großen Aufwand, nur Übung.
Der Führer muss dann den Hund im Ring vorstellen. Der Hund läuft im Ring innen, wird an einer lockeren Leine bewegt. Zur Beurteilung der Gliedmaßen und des Bewegungsablaufs, wird das Gespann in gerader Linie vom Richter weggeschickt und wieder in gerader Linie auf den Richter zu gebeten.
Zur Einübung sollte der Führer den Hund an lockerer Leine neben sich herlaufen lassen. Hund und Herr gehen im gleichen Tempo. Nichts ist störender als ein Hund, der versucht in den Galopp zu kommen oder ein Führer, der versucht den ziehenden Hund an der kurzen Leine auszubremsen.
Die Gangart und das richtige Tempo wollen geübt sein. Den Hund an der lockeren Leine führen, sollte er zu schnell werden, dann mit einem Ruck verlangsamen. Kräftig loben, wenn der Hund korrekt geht. Hilfreich ist ein qualifizierter Beobachter, der Tipps geben kann. Am besten präsentieren sich Hunde im Trab. Man sollte den Hund nicht im Passgang laufen lassen, weil der Hund dabei pendelt und hin und her schaukelt, um das Gleichgewicht halten zu können.
Wenn man sich vom Richter in gerader Linie weg und wieder zurück bewegen soll, sollte man auf einen harmonischen Ablauf der Wendung achten. Wer hinläuft, abrupt anhält und den Hund dann in die andere Richtung zerrt, wirkt nicht gerade profimäßig.
Der Standard verlangt eine noble Erscheinung und nichts sieht besser aus, als ein Hund der sich ruhig hinstellen lässt, den Kopf nach oben reckt mit lang gestrecktem Hals und gut getragener Rute. Ein sehr guter Hund kann dann schon mal dadurch bestechen und vorzüglich aussehen. Das wirkt sich auch in der Wesensbeurteilung positiv aus.
Manche Führer stellen die Hunde in einer Showpose auf. Das ist der Klassiker bei AKC oder VDH Schauen. Dabei wird der Hund hoch gehoben, um die Vorderläufe zu platzieren. Während der Kopf hochgehalten wird, werden die Hinterläufe positioniert und die Rute nach oben gehalten. Die ganze Prozedur wird vor einem Spiegel geübt. Mit dieser Methode können Fehler gut verschleiert werden. Es gibt eine endlose Liste, welche Fehler wie verdeckt werden können. Für reine Showhunde mag es keine Rolle spielen, aber unsere Zuchtschauen dienen dem Zweck einer genauen Bewertung für die künftige Zuchtauswahl. Wer einen Richter täuscht, sollte sich selbst nicht täuschen (oder täuschen lassen) bei der Wahl des eigenen Zuchtmaterials. Ich habe selbst bei der Kleemann ganz clevere Führer gesehen.
Letztendlich werden das Wesen und die Ausstrahlung beurteilt. Gelegentlich kann man beobachten, dass Hunde den Ring mit hängendem Kopf, schlappen Behängen und hängender Rute betreten. Das macht keinen guten Eindruck. Trainieren Sie den Ablauf mit ihrem Hund und sorgen Sie dafür, dass er sich gerne selbstbewusst und stolz präsentiert, selbst wenn Sie mit Leckerli locken müssen. Auch das will geübt sein. Ein Hund der den Führer fast umwirft, um an das Leckerli zu kommen, macht bestimmt keine gute Figur.
Sollte man erwägen mit einem Hund zu züchten, ist die erste Voraussetzung zu wissen, was ein sehr guter, zuchtwürdiger Formwert ist. Es ist wichtig das Ziel zu kennen, ehe man sich auf den Weg begibt. Viel Erfolg.
Jeff Martin
Übersetzung C. Hammerer